Die Stadt Herrieden war lange Zeit fast rein katholisch. Rund 1200 Jahre prägte das Benediktinerkloster und das darauffolgende Chorherrenstift die Stadt. Da Herrieden katholischerseits zum Bistum Eichstädt gehört und die Bischöfe auch gleichzeitig Landesherren waren, siedelten sich in Herrieden keine evangelischen Bürger an.
Erst mit Ende des 2. Weltkrieges begann die evangelische Kirchengeschichte. Denn Herrieden wurde die Heimat vieler Vertriebener aus den damaligen Ostgebieten. Das waren Menschen aus Schlesien, Ostpreußen, Ungarn und so weiter. Sie suchten nach den Wirren des Krieges Halt in ihrem Glauben. Aber diesen mussten sie erst in Herrieden finden. Er bestand nur als Provisorium.
Denn zuerst trafen sich die Menschen in einem eigens eingerichteten Betsaal. Aber der Saal wurde schnell zu klein. Dann stellte die katholische Kirche die Frauenkirche zu Gottesdiensten zur Verfügung. Als allerdings die Stiftsbasilika renoviert werden musste, brauchten die Katholiken die Frauenkirche selbst. Nun konnten die Evangelischen in die Martinskirche auf dem Friedhof ausweichen. Doch eine gute Lösung war auch das nicht. Denn mittlerweile (1947) gab es rund 350 Evangelische in Herrieden!
So begann man mit der Planung einer eigenen Kirche. Sie sollte außerhalb der Stadt gebaut werden, und dabei hieß es: "Ganz da droben draußen, ganz außerhalb wird die Kirche gebaut, da geht ja keiner hin!" Doch heute ist die Kirche, die 1951 eingeweiht werden konnte, zwar nicht im Zentrum Herriedens, aber doch mittendrin: Denn Herrieden hat sich weit über den Standort der Kirche ausgebreitet.
Gekostet hat der Bau damals 93.000 Mark, geplant waren noch Reichsmark. Mit dabei war ein kleiner Anbau, das heutige "Alte Amtszimmer". Es war Büro und Gemeinderaum zugleich.
Aber die Kirche war noch lange nicht "fertig". 1954 konnte man erst eine elektrische Heizung installieren. 1960 wurde ein Harmonium beschafft und die erste Glocke zog in den Glockenturm ein. 1964 wurden zwei weitere Glocken beschafft. Alle drei Glocken waren übrigens so geplant, dass ihr Klang mit den Glocken von St. Martin, der Frauenkirche und der Stiftsbasilika harmonierte.
Die Kirchengemeinde, die damals noch zu Elpersdorf gehörte, wuchs über die Jahre. 1981 waren es 458 Personen in Herrieden und in den Außenorten 102 Personen.
Mit dem stetigen Wachstum der evangelischen Christuskirchengemeinde wurde auch der bisherige Gemeinderaum zu klein. So plante und baute man 1988-1990 das Gemeindehaus als ersten Anbau. Ein großer und ein kleiner Saal im Erdgeschoss und erst ein, später dann zwei Räume im Dachgeschoss ermöglichen großzügige Gemeindearbeit.
Doch die Gemeinde wuchs weiter. Es kam der Wunsch sowohl nach einem Pfarrhaus wie auch nach einem Kindergarten auf. Ursprünglich sollte das Pfarrhaus wiederum an das Gemeindehaus angebaut werden - so waren einmal die Pläne. Doch der Kindergarten war wichtiger und nahm nun den Platz des Pfarrhauses ein.
Seit 1995 bietet der Kindergarten Kindern und Familien eine Heimat. Das Gebäude ist direkt an das Gemeindehaus angebaut und bildet nun zusammen mit der Kirche ein Ensemble.
Bisher wurde die Kirchengemeinde von Elpersdorf aus verwaltet. Der jeweils zuständige Pfarrer aus Elpersdorf war also auch für Herrieden zuständig. Die wachsende evangelische Einwohnerzahl in Herrieden und ihren Engagement in der Gemeinde verwirklichte 2003 im größten Wunsch: die evangelische Christuskirchengemeinde Herrieden wurde endlich zu einer eigenständigen Pfarrei mit einer ganzen Pfarrstelle und einem eigenen neu gebauten Pfarrhaus. Dieses befindet sich - da neben Kirche, Gemeindehaus und Kindergarten kein Platz mehr war - auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Nach einigen Jahren tat sich wieder etwas im Kindergarten. Eine Krippengruppe sollte eröffnet werden, jedoch wurde ein Platzmangel sichtbar. Um dem abzuhelfen und die Kindertagesstätte zu fördern, wurde ein Durchbruch zwischen Gemeindehaus und KiTa-Gebäude gemacht. Die Kinder können seit 2014 den großen Saal des Gemeindehauses als Turnraum nutzen (war bisher im Dachgeschoss der KiTa, wo nun die Krippe einzog), zusätzlich bekam das Team der KiTa den kleinen Saal im Gemeindehaus als Personalraum.
Während also der große Saal nun tagsüber von der KiTa und nachmittags/abends von der Kirchengemeinde genutzt wurde, ging der kleine Saal für die Gemeindearbeit komplett verloren.
Die Gemeinde wuchs weiter, und an manchen Festtagen gerät die 70 Jahre alte Christuskirche an die Grenzen ihrer Kapazität. Der Kirchenvorstand machte sich Gedanken darüber, wie dem Platzmangel abzuhelfen sei. Eine Erweiterung der Kirche schied aus verschiedenen Gründen aus. Aber wie wäre es, wenn man im Gemeindehaus einen richtig großen Raum schaffen würde, der sowohl für Gottesdienste als auch für Gruppen genutzt werden könnte?
Unterstützt von der Bauabteilung in München und einer Architektin nahm der Kirchenvorstand die Planung auf. Doch recht bald gerieten wir wieder an die Grenzen: Diesmal an die finanziellen Grenzen. Denn ein Umbau für über 2.000.000 € wäre für die Gemeinde trotz vieler Zuschüsse und Spenden kaum realisierbar und auch angesichts schwieriger wirtschaftlicher Zeiten kaum vermittelbar. Auf absehbare Zeit müssen wir also mit dem Raummangel leben.
Jetzt, Ende des Jahres 2022, zählen rund 2.200 Gemeindeglieder zur Christuskirchengemeinde Herrieden. Wir freuen uns über alle, die dazugehören und sich mit einbringen.